Wissenswertes

Geschichtliches

Gotik (von ca.1200 bis ca.1520)

  • Loch hinein gerichtet: konkave Kacheln / im Norden zu finden
  • Loch zum Raum gerichtet: konvexe Kacheln / mehr in Alpenländern zu finden
  • In dieser Zeit wurde die Glasur mit Blei und Sand und gleichzeitgem Brennen gemacht.

Hinterlader:

  • von Küche aus geheizt
  • Flammen schlugen bis in die Krone
  • alle Kacheln wurden erhitzt
  • um 1300 wurde schon ein Rauchfang eingebaut, damit einem Brand im Haus vorgebeugt wurde. Auch die Rauchbelästigung nahm damit ab.

Renaissance (von ca. 1450-1650)

  • Gründung einer Innung für Töpfer und Ofensetzer am 11.02.1606 in Redsburg
  • Herr Böckler war die einführende Person zum Aufruf für weniger Holzverbrauch beim Heizen in Kachelöfen. Er beschreibt als Erster einen Zugaufbau.

Barock (von ca. 1670-1750)

  • Herr Leutmann entwickelte die Grundprinzipien der Züge von Herrn Böckler weiter.
  • Schon eingebaut wurden: Aschevorrichtung, Rost, Warmluftrohr, Fall- und Steigzüge, Schlot
  • Auch bekannt wurde in dieser Zeit eine Beheizung mit einer Feuerstelle für zwei Geschosse.
  • Drosselklappe wurde erfunden; Erfinder: Herr Baumer
  • Der zum Setzen der Kacheln verwendete Lehm wurde manchmal mit kleinen Mengen Salz, Ochsenblut oder Zucker angemischt. Damit versprach man sich eine bessere Bindefähigkeit des Lehmes.
  • Es wurde alles in Kraft gesetzt, um weniger Holz zur Befeuerung von Öfen zu benötigen. Ein preusischer König ließ sogar ein Preisausschreiben für den "sparsamsten Ofen" veranlassen.
  • Der Preis eines Ofens wurde zumeist auf sein Gewicht zurückgeführt.

Rokoko (um ca. 1725-1790)

  • "weiße Öfen mit Goldrändern"
  • Blaumalerei (Park- und Hafenansichten)
  • Öfen wurden mit einer gußeisenern Platte als Unterbau ausgestattet + keramisches Oberteil
  • 1790: der Engländer Rennford fand heraus, dass eine Feuerstätte nur ihr Feuer richtig führen kann, wenn er genügend Luftzufuhr bekommt.
  • 1792: Erster Ofen mit Zügen + Feuerraum aus Gussplatten - die Erfindung des "Kesselkitts"
  • 1822: Luftheizöfen kamen ins Gespräch - Herr Meißner ist Erfinder des Umluftheizung
  • Die erste Umluftheizung soll im Marburger Schloss um 1350 gebaut worden sein.

Klassizismus (um 1775-1790)

  • Es wurden schon Öfen mit einer Zuglänge von 5,5 m gebaut.
  • 1790: Öfen mit geschlossenem System - Herdplatte
  • Große Firmen in dieser Zeit: Höhler/Fleischmann

mit inbegriffen: Biedermeierzeit (um ca. 1830)

  • Massenherstellung/Fabrikarbeit - Entstehung von Ofenfabriken z. Bsp. Meißen, Vellen bei Berlin

ab dem Jahr 1900

  • 1905: Dauerbrandöfen von Buderus in Wetzlar
  • 1908: Kampf der Kachelofenbauer gegen eiserne Öfen
  • Zusammenschluss der einzelnen Innungen
  • um 1910: Erste Einsätze z. Bsp. von Buderus
  • ab 1913 gab es so etwas ähnliches wie die TROL
  • um ca. 1913 wollte man durch die Globalisierung einheitliche Kachelmaße einführen. (Doch dies gelang nur bedingt: Sächsisches Maß: 19x21 cm, Rheinländisches Maß: 21x23,5 cm, Bayerisches Maß: 20x22 cm)
  • Im Jahr 1925 führte man das DIN-Maß 22x22 cm ein. Es dauerte 6 Jahre, bis man sich zu dieser Einigung bekannte.
  • um 1921 bis 1933: Es wurden viele DIN-Normen zum Beispiel für Schamottesteine und -platten ausgemacht.
  • Ab dem 20. Juni 1926 gab es die Reichsgrundsätze für das Ofenbauerhandwerk. Es bestand 30 Jahre (vergleichbar mit TROL), ein ganz einfacher Ofen mit glatten Kacheln und keramischen Zügen = Münchner Sparofen um 1924
  • Professor Brabbee war der Entwickler der kleinen Öfen, die für die normale Bevölkerung erschwinglich waren.
  • Gaskachelöfen, Kohle- und Gasheizungen kamen um 1925 auf
  • um 1925 stand in einer Rechnung: "Lohn für Abputzen des Ofens" 1,60 RM
  • um 1940 kam die Ganzhausheizung auf
  • um 1940 kamen Hamburger Gestellkachelöfen auf. Sie bestanden aus Winkeleisen und Kacheln, Blechrückwand
  • um 1925 Kochröhre/Wasserschiff
  • um 1960 taucht ein Nachheizkasten auf

Eine erlebte Kachelofengeschichte

„Wenn ich dran denke, wird mir heute noch warm ums Herz …“


„Früher fuhren meine Eltern, meine Schwester und ich in den Weihnachtsferien oft zu meiner Großmutter, die in einem kleinen Ort im Harz lebte. Für uns Kinder war das herrlich, denn da gab es viel mehr Schnee als bei uns im Rheinland. Stundenlang waren wir draußen, fuhren Schlitten, machten Schneeballschlachten oder bauten Figuren aus der weißen Pracht. Erst dann, wenn wir völlig durchgefroren waren, kehrten wir freiwillig ins Haus zurück.

Dann wurde es richtig gemütlich: Meine Großmutter verwöhnte uns mit heißem Kakao und selbstgebackenen Plätzchen. Und vor allem: sie hatte in ihrer Wohnstube einen wunderschönen Kachelofen, auf dessen Bank wir uns ausbreiten und aufwärmen konnten. Wie schön war er, wenn sie uns dann von früher erzählte. Von kalten Wintertagen, an denen der Schnee so hoch gefallen war, dass das Haus von der Außenwelt abgeschnitten war. Von Ausflügen in den Wald, wo sie mit ihrem Vater und den Brüdern Holz sammelte oder Kastanien und Eicheln, die sie im Herbst gesammelt hatten, zu den Wild-Futterstellen brachte. Wir konnten uns gar nicht satt hören an ihren Geschichten. Wenn ich an all die schönen Stunden am Kachelofen zurückdenke und daran, wie wohl wir uns damals auf Großmutters Ofenbank gefühlt haben, dan wird mir heute noch warm ums Herz.

 

Vor einigen Jahren haben wir uns auch in unser Haus im Rheinland einen Kachelofen einbauen lassen, jetzt genießen wir mit unseren Kindern gemütliche Stunden am Ofenfeuer …!“


aus dem Kachelofenjournal
Ausgabe 3/2010